Familienzeit mit Schönwettergarantie? Die Realität sieht oft anders aus
Sommer, Sonne, Ferien – das klingt nach Leichtigkeit, Gelassenheit und unvergesslichen gemeinsamen Momenten. Doch in meiner Arbeit als Mediatorin, Pädagogin und Coach erlebe ich immer wieder, dass gerade in dieser vermeintlich entspannten Zeit viele Familien an ihre Grenzen stoßen. Die Ferien sind da, aber statt Harmonie gibt es Streit, Frust und manchmal sogar Rückzug. Der Wunsch, alles besonders schön und rund zu gestalten, wird zur Belastung. Besonders dann, wenn unausgesprochene Erwartungen auf ungewohnte Nähe treffen.
Viele Eltern, die sich bei mir melden, berichten davon, dass sie sich auf den Urlaub gefreut haben und dann fast erschrocken sind über das, was passiert ist: Die Kinder streiten häufiger, die eigene Geduld ist schnell am Ende, die Partnerbeziehung wird durch Kleinigkeiten belastet. Vielleicht erkennen Sie sich in diesen Schilderungen wieder. Es geht vielen Familien so und es ist kein Zeichen von persönlichem Versagen, sondern vielmehr Ausdruck unserer heutigen Lebensrealität.
Inhaltsverzeichnis
1. Warum Ferien manchmal so anstrengend sind
Der Urlaub unterbricht unseren Alltag und das ist gut so. Gleichzeitig fallen aber auch die gewohnten Strukturen weg, die im Alltag Halt geben. Schulzeiten, Arbeitszeiten, Freizeitaktivitäten – alles fällt weg. Übrig bleibt das „pure Zusammensein“, und das ist nicht für alle so leicht, wie es klingt.
Ein häufiger Auslöser für Spannungen ist, dass Eltern und Kinder mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen in die Ferien starten. Die Eltern sehnen sich nach Ruhe, Erholung und Schlaf. Die Kinder hingegen wollen spielen, entdecken, sich austoben oder hängen vielleicht selbst in einer emotionalen Überforderung, weil ihnen der gewohnte Rhythmus fehlt. Dazu kommt: Ferienzeit bedeutet oft auch Reisezeit. Neue Orte, andere Betten, fremdes Essen, das alles fordert Kinder wie Erwachsene gleichermaßen.
Und wenn dann noch der unausgesprochene Anspruch da ist, dass alles besonders harmonisch und schön sein soll, dann entsteht ein innerer Druck, der sich schnell in Konflikten entlädt.
2. Wie Sie Überforderung frühzeitig erkennen
Oft zeigen sich erste Anzeichen einer Überforderung ganz leise. Ein wichtiger erster Schritt ist, diese Signale ernst zu nehmen. Es ist in Ordnung, überfordert zu sein. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen. Eine ehrliche Selbstreflexion hilft dabei, Klarheit zu gewinnen. Fragen Sie sich:
+ Was genau stresst mich gerade?
+ Wo überfordere ich mich selbst mit meinen Ansprüchen?
+ Was brauche ich jetzt und wie kann ich das kommunizieren?
3. Praktische Tipps
Aus meiner langjährigen Erfahrung habe ich einige Impulse gesammelt, die sich in der Praxis bewährt haben. Diese Tipps lassen sich sofort umsetzen und helfen, die gemeinsame Zeit bewusster und stressfreier zu erleben:
1. Erwartungen klären bevor es losgeht
Eine der häufigsten Ursachen für Unmut im Urlaub sind enttäuschte Erwartungen. Viele Eltern träumen von Entspannung, während die Kinder am liebsten Abenteuer erleben wollen. Die Lösung beginnt vor der Reise: Nehmen Sie sich als Paar, als Familie oder auch einzeln bewusst Zeit, über Ihre Wünsche zu sprechen. Was ist Ihnen wichtig? Was bedeutet für Sie persönlich Erholung? Lesen am Strand oder Wandern in den Bergen? Was erwarten die Kinder vom Urlaub? Und was wünschen Sie sich als Paar?
Ein kleiner Impuls: Machen Sie eine Wunschliste, auf der jedes Familienmitglied drei Dinge notiert, die ihm im Urlaub wichtig sind. So bekommen Sie ein gutes Gefühl dafür, was wirklich zählt und können gemeinsam planen, wie sich möglichst viele dieser Wünsche integrieren lassen.
2. Rückzugsräume schaffen – jeder braucht Zeit für sich
Im Alltag sind viele Familien daran gewöhnt, dass jeder seinen eigenen Rhythmus hat: Schule, Arbeit, Freizeit. Im Urlaub fällt diese Struktur weg und plötzlich verbringen alle den ganzen Tag miteinander. Das kann schön sein, aber auch anstrengend. Deshalb ist es wichtig, bewusst kleine Rückzugsräume einzuplanen. Und das gilt für Groß und Klein.
Vielleicht ist es der Mittagsschlaf der Kleinen, bei dem die Eltern Zeit für sich finden. Oder der große Teenager, der morgens einfach etwas länger schlafen darf, ohne dass gleich diskutiert wird. Vielleicht gönnen Sie sich als Mutter eine Stunde für sich mit einem Buch im Liegestuhl, während der Vater mit den Kindern schwimmen geht und am nächsten Tag ist es umgekehrt.
Diese Phasen der Entspannung und Selbstfürsorge wirken oft Wunder. Denn wer gut für sich sorgt, hat mehr Kraft für die anderen.
3. Struktur als sanftes Gerüst gerade für Kinder
„Wir wollen uns treiben lassen.“ Das klingt verlockend, doch gerade Kinder brauchen im Urlaub ebenfalls eine gewisse Orientierung. Ein sanfter Tagesrhythmus hilft, Konflikte zu vermeiden. Das bedeutet nicht, dass jeder Tag durchgeplant sein muss. Aber feste Essenszeiten, Rituale zum Tagesbeginn und -ende sowie klare Vereinbarungen geben Sicherheit.
Ein konkreter Tipp: Erstellen Sie gemeinsam mit den Kindern einen Ferienplan. Darauf können Ausflüge, Ruhetage, Spielzeiten und Familienaktivitäten vermerkt werden in lockerer Form, kindgerecht gestaltet. So entsteht Vorfreude und Orientierung zugleich.
4. Rituale als Anker – Verbindung im Kleinen
Gemeinsame Rituale schaffen Verlässlichkeit, Wärme und Verbindung. Gerade im Urlaub, wo der gewohnte Alltag fehlt, können sie ein stabilisierender Anker sein.
Ein paar Ideen, die sich leicht umsetzen lassen:
Ein kleines Familienritual zum Start in den Tag: z. B. gemeinsam das Frühstück vorbereiten, den Tag mit einem kurzen „Worauf freue ich mich heute?“-Rundgang starten.
Abends ein „Highlight des Tages“-Gespräch: Jeder darf erzählen, was ihm am besten gefallen hat. Das stärkt die Aufmerksamkeit für Positives.
Ein Gute-Nacht-Ritual mit einer kleinen Geschichte, einer ruhigen Musik oder einer sanften Massage.
Solche Rituale brauchen keinen großen Aufwand, aber sie wirken nachhaltig.
5. Offene, wertschätzende Kommunikation üben
Urlaub bedeutet Nähe und diese Nähe bringt Emotionen an die Oberfläche. Frust, Müdigkeit, Gereiztheit gehören genauso dazu wie Freude und Leichtigkeit. Wichtig ist, wie wir damit umgehen. Statt Ärger anzustauen oder Schuldzuweisungen zu machen, hilft eine offene, respektvolle Kommunikation.
Die Ich-Botschaft ist ein bewährtes Mittel aus der Mediation, das sich auch im Familienalltag gut bewährt:
„Ich merke, dass ich heute ziemlich müde bin und schnell gereizt reagiere.“
„Ich wünsche mir heute ein bisschen Ruhe, weil ich das Gefühl habe, dass ich sonst nicht mehr freundlich bleiben kann.“
Solche Sätze öffnen Gesprächsräume, statt Fronten aufzubauen. Sie zeigen, was los ist, ohne anzugreifen.
6. Der Mut zur Unvollkommenheit
Eltern (und besonders Mütter) haben oft sehr hohe Ansprüche an sich selbst: Der Urlaub soll schön sein, die Kinder glücklich, die Stimmung harmonisch. Doch diese Perfektion gibt es nicht und sie ist auch nicht nötig. Viel wertvoller ist es, die gemeinsamen Tage authentisch zu gestalten. Mit Höhen und Tiefen, mit Lachen und mit Momenten der Stille.
Wenn etwas schiefläuft, hilft es, innerlich einen Schritt zurückzutreten. Atmen Sie tief durch.
Und fragen Sie sich: Was würde ich einer guten Freundin in dieser Situation raten? Wahrscheinlich: „Mach Dir keinen Kopf. Ihr gebt euer Bestes. Und das ist genug.“
4. Wenn Konflikte wiederkehren
Manchmal zeigt der Ferienkonflikt einfach, was im Alltag nicht gesagt oder gelebt werden kann. Die ungewohnte Nähe legt oft Themen offen, die sonst unter der Decke bleiben. Das kann eine Chance sein: für ehrliche Gespräche und neue Lösungen.
Als Mediatorin biete ich Familien einen geschützten Rahmen, in dem genau solche Themen zur Sprache kommen dürfen. Ohne Vorwürfe, ohne Scham, ohne Druck. Dafür mit Respekt, Verständnis und ganz viel Klarheit. Es geht nicht um Schuld, sondern um Verstehen. Um das Wiederentdecken von Verbindung und Vertrauen. Und manchmal braucht es dafür einfach eine dritte, allparteiliche Person mit Erfahrung, Empathie und dem richtigen Gespür für Zwischentöne.
Ina Gölker – Ihre Begleiterin durch Konflikte und Krisen
Ich heiße Ina Gölker und begleite seit vielen Jahren Familien in unterschiedlichsten Lebensphasen: mit Herz, Verstand und einer großen Portion Erfahrung. Als Mediatorin für Familien und soziale Handlungsfelder, ausgebildete Pädagogin, Motopädagogin und Jobcoach kenne ich die Herausforderungen des Familienlebens aus unterschiedlichen Perspektiven. Ich bin überzeugt: Jeder Konflikt birgt auch eine Entwicklungschance. Es braucht nur den richtigen Rahmen, um sie zu erkennen und zu nutzen.
5. Was Sie konkret tun können, wenn der Familienurlaub zur Belastung wird
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie allein nicht weiterkommen, dann zögern Sie nicht, sich Unterstützung zu holen. Schon ein erstes Gespräch kann helfen, Klarheit zu gewinnen und Spannungen zu lösen.
Wenn Sie sich in diesem Text wiederfinden, dann lade ich Sie herzlich ein: Nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Lassen Sie uns gemeinsam schauen, was Ihnen jetzt gut tun würde. Ganz ohne Verpflichtung. Ich bin für Sie da.
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Ich freue mich, Sie kennenzulernen.
Herzlich,
Ina Gölker